Ein
Ehepaar feiert nach 30 Jahren Ehe die sogenannte Perlenhochzeit. Klingt doch
interessant, oder? Der Name kommt wohl daher, dass sich nach einem so langen
Zeitraum die vielen gemeinsamen Jahre aneinanderreihen, wie die Perlen bei einer
Perlenkette. Das finde ich einen sehr schönen Vergleich.
Zwar
kann ich keine 30-jährige Ehe vorweisen, aber eine durchaus ebenfalls langjährige
Beziehung - allerdings zu meiner Ponystute Fee. Fee und ich feiern dieses Jahr
auch unser dreißigjähriges Zusammensein. Und da mir die Begrifflichkeit
Perlenhochzeit und besonders deren Bedeutung gut gefällt, verwende ich diesen
Begriff, natürlich scherzhaft, nun auch für unser diesjähriges Jubiläum.
Auch
wir haben in den vielen Jahren so einiges zusammen erlebt und Fee hat für mich
dadurch eine ganz besondere Bedeutung erlangt. In 30 Jahren passiert viel und
man macht die verschiedensten Entwicklungsstadien miteinander durch, besonders,
wenn man sich mit gerade mal jungen 7 Jahren zusammenfindet. Fee und ich waren
sogar gleich alt, als sie zu uns kam.
Ich bin mir
sicher, dass meinen Eltern die Konsequenz zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich
bewusst war, zumindest hatte keiner dran gedacht, dass es mehr als 30 Jahre
werden würden. Besonders mein Vater, meine ich, hatte erwartet, dass das
Interesse abflachen und wir sie wieder hergeben würden. Er war nicht so der
Tiermensch und hatte da eine etwas andere Einstellung dazu. Dass er sich geirrt
hatte und dass diese Anschaffung so ein Ausmaß erreichen würde, bemerkte er
erst später. Denn ich verlor weder während meiner Teenagerzeit noch später das
Interesse, bzw. wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, sie irgendwem zu geben
oder mich nicht mehr um sie zu kümmern. Fee blieb und machte damit auch meine
ganzen Lebensphasen, diverse Umzüge und jedes Hoch und Tief mit - einfach alles,
was die Jahre so mit sich brachten. Natürlich gab es dabei auch schwierige
Zeiten, besonders als die Eltern ihre Unterstützungsbereitschaft
zurückschraubten und es musste auch auf einiges verzichtet werden. Doch auch
solche Phasen gehören zu einer guten Partnerschaft!
Die
Erfahrung dieser langen und intensiven Beziehung möchte ich nicht missen und
bereue nicht, mich für diesen Weg entschieden zu haben, beziehungsweise ihn
durchgehalten zu haben, auch wenn es manchmal nicht so einfach war.
Fee
war immer da und passte sich anstandslos an. Mal war sie kurzzeitig
Turnierpony, natürlich in nur sehr geringem Ausmaß, dann musste sie auch mal
durch eine Art Westernphase mit mir durch. Letztlich sind wir aber beim
Freizeitreiten geblieben und haben unsere gemeinsamen Ausritte
genossen.
Obwohl
sie ein recht eigensinniges Pony war und ist, hat sie alles geduldig und ich
glaube auch mit Freude mitgemacht. Sie war sehr edel (mit einer ordentlichen Portion
Araber im Blut) und präsentierte ihre Eleganz auch gerne anderen. Manchmal ging
es dann auch in Hysterie über, da sie doch sehr viel Power hatte. Sie muss wohl
in ihren ersten Jahren sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben, denn zu Beginn
hat sie niemanden in ihre Box gelassen und war Menschen gegenüber äußerst
skeptisch, ja fast schon aggressiv. Erst wenn man es geschafft hatte, ihr das Zaumzeug
anzulegen, war sie brav und zeigte sich als super Reitpony. Sie hatte unglaublich
tolle Gänge, vor allem einen gigantischen Mitteltrab, so dass die Leute oft
stehen blieben und ihr zusahen. Doch auch wenn sie beim Reiten meistens sehr
spritzig war, war sie aber nie unfair oder hinterlistig.
Natürlich war
es für mich als Kind nicht ganz ungefährlich, aber ich war nie
unbeaufsichtigt mit ihr allein und letztlich war es mit Sicherheit genau die
kindliche Unbedarftheit, die Fee lernte, wieder Vertrauen zu Menschen zu
fassen. Wir haben sie so genommen wie sie war und sind stets gut mit ihr
umgegangen. Das hat sich bezahlt gemacht und Fee fasste immer mehr Vertrauen
und wurde immer umgänglicher. Eigen ist sie heute noch und vielleicht hat sie auch genau das so alt werden lassen. Sie wirkt mittlerweile sehr zufrieden und
mit sich im Reinen - das klingt vielleicht komisch, aber genauso macht es den
Anschein. Und das ist so schön mit anzusehen und macht mich immer wieder
glücklich. Besonders toll ist, dass wir vor einigen Jahren auch noch den
perfekten Stall für Fee gefunden haben, in dem sie gut umsorgt wird und sie
jeder so akzeptiert wie sie ist.
Zwar kann ich
sie nicht mehr reiten und auch die gemeinsamen Spaziergänge werden immer kürzer
und weniger, da sie nicht mehr gut sieht und hört, was in Kombination mit der
immer noch in ihr steckenden Hysterie etwas gefährlich ist. Doch freue ich mich
immer noch jedes Mal, wenn ich sie sehe. Egal wie
gestresst man ist, sobald man zu ihr in den Stall kommt, ist alles wieder gut.
Es ist
unglaublich, dass ich Fee schon fast mein ganzes Leben kenne und sie mich beim
Aufwachsen, in meiner Schul- und Studienzeit, beim Berufseinstieg, bei privaten
Veränderungen und Schicksalsschlägen sowie in allen Phasen meines Lebens in den
letzten 30 Jahren begleitet und unterstützt hat.
Ich bin sehr
dankbar für diese tolle Beziehung, diese außergewöhnliche Freundschaft und
freue mich, dieses besondere Jubiläum dieses Jahr mit ihr feiern zu dürfen 😊