Montag, 11. März 2019

Perlene Hochzeit - oder halt so ähnlich 😊


Ein Ehepaar feiert nach 30 Jahren Ehe die sogenannte Perlenhochzeit. Klingt doch interessant, oder? Der Name kommt wohl daher, dass sich nach einem so langen Zeitraum die vielen gemeinsamen Jahre aneinanderreihen, wie die Perlen bei einer Perlenkette. Das finde ich einen sehr schönen Vergleich. 

Zwar kann ich keine 30-jährige Ehe vorweisen, aber eine durchaus ebenfalls langjährige Beziehung - allerdings zu meiner Ponystute Fee. Fee und ich feiern dieses Jahr auch unser dreißigjähriges Zusammensein. Und da mir die Begrifflichkeit Perlenhochzeit und besonders deren Bedeutung gut gefällt, verwende ich diesen Begriff, natürlich scherzhaft, nun auch für unser diesjähriges Jubiläum. 

Auch wir haben in den vielen Jahren so einiges zusammen erlebt und Fee hat für mich dadurch eine ganz besondere Bedeutung erlangt. In 30 Jahren passiert viel und man macht die verschiedensten Entwicklungsstadien miteinander durch, besonders, wenn man sich mit gerade mal jungen 7 Jahren zusammenfindet. Fee und ich waren sogar gleich alt, als sie zu uns kam. 

Ich bin mir sicher, dass meinen Eltern die Konsequenz zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich bewusst war, zumindest hatte keiner dran gedacht, dass es mehr als 30 Jahre werden würden. Besonders mein Vater, meine ich, hatte erwartet, dass das Interesse abflachen und wir sie wieder hergeben würden. Er war nicht so der Tiermensch und hatte da eine etwas andere Einstellung dazu. Dass er sich geirrt hatte und dass diese Anschaffung so ein Ausmaß erreichen würde, bemerkte er erst später. Denn ich verlor weder während meiner Teenagerzeit noch später das Interesse, bzw. wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, sie irgendwem zu geben oder mich nicht mehr um sie zu kümmern. Fee blieb und machte damit auch meine ganzen Lebensphasen, diverse Umzüge und jedes Hoch und Tief mit - einfach alles, was die Jahre so mit sich brachten. Natürlich gab es dabei auch schwierige Zeiten, besonders als die Eltern ihre Unterstützungsbereitschaft zurückschraubten und es musste auch auf einiges verzichtet werden. Doch auch solche Phasen gehören zu einer guten Partnerschaft!

Die Erfahrung dieser langen und intensiven Beziehung möchte ich nicht missen und bereue nicht, mich für diesen Weg entschieden zu haben, beziehungsweise ihn durchgehalten zu haben, auch wenn es manchmal nicht so einfach war. 

Fee war immer da und passte sich anstandslos an. Mal war sie kurzzeitig Turnierpony, natürlich in nur sehr geringem Ausmaß, dann musste sie auch mal durch eine Art Westernphase mit mir durch. Letztlich sind wir aber beim Freizeitreiten geblieben und haben unsere gemeinsamen Ausritte genossen. 

Obwohl sie ein recht eigensinniges Pony war und ist, hat sie alles geduldig und ich glaube auch mit Freude mitgemacht. Sie war sehr edel (mit einer ordentlichen Portion Araber im Blut) und präsentierte ihre Eleganz auch gerne anderen. Manchmal ging es dann auch in Hysterie über, da sie doch sehr viel Power hatte. Sie muss wohl in ihren ersten Jahren sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben, denn zu Beginn hat sie niemanden in ihre Box gelassen und war Menschen gegenüber äußerst skeptisch, ja fast schon aggressiv. Erst wenn man es geschafft hatte, ihr das Zaumzeug anzulegen, war sie brav und zeigte sich als super Reitpony. Sie hatte unglaublich tolle Gänge, vor allem einen gigantischen Mitteltrab, so dass die Leute oft stehen blieben und ihr zusahen. Doch auch wenn sie beim Reiten meistens sehr spritzig war, war sie aber nie unfair oder hinterlistig. 

Natürlich war es für mich als Kind nicht ganz ungefährlich, aber ich war nie unbeaufsichtigt mit ihr allein und letztlich war es mit Sicherheit genau die kindliche Unbedarftheit, die Fee lernte, wieder Vertrauen zu Menschen zu fassen. Wir haben sie so genommen wie sie war und sind stets gut mit ihr umgegangen. Das hat sich bezahlt gemacht und Fee fasste immer mehr Vertrauen und wurde immer umgänglicher. Eigen ist sie heute noch und vielleicht hat sie auch genau das so alt werden lassen. Sie wirkt mittlerweile sehr zufrieden und mit sich im Reinen - das klingt vielleicht komisch, aber genauso macht es den Anschein. Und das ist so schön mit anzusehen und macht mich immer wieder glücklich. Besonders toll ist, dass wir vor einigen Jahren auch noch den perfekten Stall für Fee gefunden haben, in dem sie  gut umsorgt wird und sie jeder so akzeptiert wie sie ist. 

Zwar kann ich sie nicht mehr reiten und auch die gemeinsamen Spaziergänge werden immer kürzer und weniger, da sie nicht mehr gut sieht und hört, was in Kombination mit der immer noch in ihr steckenden Hysterie etwas gefährlich ist. Doch freue ich mich immer noch jedes Mal, wenn ich sie sehe. Egal wie gestresst man ist, sobald man zu ihr in den Stall kommt, ist alles wieder gut. 

Es ist unglaublich, dass ich Fee schon fast mein ganzes Leben kenne und sie mich beim Aufwachsen, in meiner Schul- und Studienzeit, beim Berufseinstieg, bei privaten Veränderungen und Schicksalsschlägen sowie in allen Phasen meines Lebens in den letzten 30 Jahren begleitet und unterstützt hat. 

Ich bin sehr dankbar für diese tolle Beziehung, diese außergewöhnliche Freundschaft und freue mich, dieses besondere Jubiläum dieses Jahr mit ihr feiern zu dürfen 😊