Montag, 3. Dezember 2018

Freundschaften


Wenn man mit Tieren zusammenlebt, weiß man, dass sie genauso Freundschaften schließen können, wie Menschen. Sie unterscheiden und wissen genau, wer Freund, Bekannter oder auch Feind ist und sie erkennen einander meistens sogar nach Jahren wieder. 

Ich selbst habe das bei meinen eigenen Tieren beobachtet.  

Meine Hündin Mira, die leider Anfang des Jahres verstorben ist, hat Hunde beim Spaziergang schon aus weiter Ferne zuordnen können. Man sah sofort, ob der Hund für sie Freund oder Feind war bzw. ob sie vor ihm Angst hatte oder nicht. Mira hatte leider aufgrund schlechter Erfahrung oft Angst und war eher unsicher, doch gab es auch viele Hunde, die sie wirklich mochte. Für mich war dabei kein Schema zu erkennen, aber sie hatte ihre ganz eigene konkrete Einteilung. 

Ein Hund, den sie als Baby kennengelernt hatte, war Diego, ein großer schwarzer Rüde. Diego fiel eigentlich genau unter die Kategorie Hund, vor denen Mira später immer Angst hatte. Doch Diego kannte sie von klein auf und hatte mit ihm nur positive Erfahrungen gemacht. Das merkte sie sich genau. Nach einigen Jahren Pause, trafen wir Diego wieder. Mira hat ihn sofort erkannt und sich riesig über das Wiedersehen gefreut. Obwohl sie sich nur so selten sahen, waren sie einfach Freunde, auch noch nach Jahren! 

Auch meine Stute Fee, die eigentlich eine Einzelgängerin ist, hat es in ihrem hohen Alter von 36 Jahren doch nochmal geschafft, Freunde oder besser gesagt gute Bekannte zu finden und selektiert nach wie vor ganz genau, mit wem sie engeren Kontakt haben möchte und vor wem sie lieber Abstand hält. 

Doch nicht nur innerhalb einer Art können enge Verbindungen oder Freundschaften unter Tieren entstehen, sondern durchaus auch übergreifend und bunt gemischt. Da gibt es die aus unserer Sicht kuriosesten Vereinigungen: Ein Hund ist der beste Freund eines Affen, eine Katze schläft auf dem Rücken eines Pferdes, ein Meerschweinchen schmust mit einem Hund….Nichts scheint unmöglich, wenn nur die Chemie stimmt und man sich wahrscheinlich auch einfach zum richtigen Zeitpunkt kennenlernt. 

Dadurch bestätigt sich besonders auch, was für mich immer schon, aber scheinbar leider noch nicht für jedermann, selbstverständlich ist: Auch Tier haben Gefühle. Und es gibt keine Regeln, wer wen mögen darf und wer zusammengehört und wer nicht. 

So sehen dies anscheinend auch mein Hund Nala und meine Katze Amy. Sie sind zwischenzeitlich richtig dicke Kumpel geworden. Von wegen „wie Hund und Katz“ 😀.
 
Eine Freundschaft zwischen Hund und Katz ist vielleicht nicht ganz so kurios, aber dennoch für mich etwas Besonderes. Es scheint so, als hätten die beiden in einer relativ kurzen Zeit schon eine richtig tiefe Verbindung zueinander aufgebaut. 

Anfangs war ich noch etwas skeptisch, ob Amy Nala wirklich akzeptieren und mögen würde, da es noch nicht so lange her ist, dass unsere treue Freundin Beagle-Mix-Hündin Mira gestorben ist. Amy war mit ihr zwar nicht ganz so eng, aber dennoch mochten und akzeptierten sie sich. Sie lagen gemeinsam im Garten oder nebeneinander in den Betten. Gekuschelt und gespielt wurde zwar nie, aber sie freuten sich dennoch, wenn wir gemeinsam Zeit verbrachten oder wenn sie sich einfach sahen. Das war auch nicht selbstverständlich, da Mira zuerst da war als Amy dazu kam und sie als Beagle durchaus einen Jagdtrieb besaß. Dennoch klappte es erstaunlich gut mit den beiden. Mira behielt aber stets ihre Chefposition und die Oberhand. 

Als Mira dann starb, war Amy richtig fertig und schien zu trauern. Die ersten zwei Tage war sie sehr aggressiv und wütend, dann kamen zwei ruhige Wochen, wo sie traurig und bedrückt wirkte. Sie war fast nur drinnen, sehr anhänglich und ruhig und lag fast ausschließlich in Miras Bett. Danach rappelte sie sich wieder auf und es ging ihr langsam besser.

Daher war ich zunächst unsicher, ob Amy einen anderen Hund akzeptieren würde, aber ein Leben ohne Hund war für mich keine Option. So beschloss ich es zu wagen und kam über eine gute Fügung zu Nala. Nachdem ich sie gesehen hatte, war für mich klar, dass sie die richtige war. Meinen anfänglichen Bedenken zum Trotz, hatte ich plötzlich ein gutes Gefühl und war optimistisch, dass auch Amy sie mögen würde.

Amy wirkte schon Tage zuvor ähnlich aufgeregt wie ich und sie war viel zu Hause, vielleicht um nichts zu verpassen. Endlich war es soweit und ich durfte Nala abholen. Daheim angekommen, war Amy natürlich schon da und wartete. Sie empfing uns freundlich und neugierig.  Nala war äußerst zurückhaltend und schüchtern. Sie schien sogar etwas Angst zu haben. Verständlich, sie hatte zuvor noch nie eine Katze gesehen. Und Amy kam auch noch gleich sehr selbstbewusst und zielstrebig auf Nala zu. Beide wussten nicht so recht, was sie miteinander anfangen sollten! Die ersten Tage waren aufregend. Amy bemühte sich sehr und war stets präsent. Es dauerte nicht lange, bis sie Gefallen aneinander gefunden hatten und sogar miteinander spielten. Zwischenzeitlich hat sich daraus nun eine richtige Freundschaft entwickelt. Amy wartet immer schon aufgeregt auf dem Gehweg, wenn Nala und ich nach Hause kommen und wir werden mit lautem Miaue begrüßt. Natürlich flippt Nala auch immer völlig aus und freut sich wie ein Honigkuchenpferd Amy zu sehen. Die Abfolge ist dann fast immer gleich. Nala und ich gehen durch die Haustüre, während Amy in einem Affenzahn über den Garten durch die Katzenklappe in die Wohnung stürmt. Und dann geht’s erst richtig los - voller Freude und Aufregung springen dann beide durch die Wohnung. Sie fetzen umher und Nala springt dabei zum Teil richtig auf Amy und schleckt sie ab. Amy scheint es zu mögen, denn sie fängt das Ritual ja auch immer an, ist dabei aber selbst sehr vorsichtig. Wenn ich dann noch die Gartentüre aufmache, gibt es kein Halten mehr. Rein, raus, rein, raus und einmal durch den Garten und wieder von vorn. Mal ist Amy die Jägerin und Nala die Gejagte, dann andersrum. Ein Bild für Götter und die Freude der beiden kaum in Worte zu fassen. Wenn sich dann die große Aufregung gelegt hat, legen sich beide zufrieden auf ihre Plätze oder wenn Essenszeit ist, warten beide zusammen auf die Raubtierfütterung. 

Natürlich ist es schön, dass sich beide so mögen. Doch ist seitdem das Gassigehen von zu Hause tabu. Amy möchte immer mit und lauert uns richtig auf. Ich kann mit Nala keinen Fuß vor die Türe setzen, ohne dass sie nicht schon parat steht. Das klingt bestimmt lustig, ist es aber nicht. Gassi mit beiden ist eine Mission impossible. Keiner von beiden konzentriert sich, beide machen die ganze Zeit nur Unsinn und besonders Amy fühlt sich dann immer so richtig stark und muss das dann auch zeigen. Sie bleibt ganz cool da, auch wenn andere Hunde kommen, sie setzt sich mitten auf die Straße, selbst wenn Autos kommen oder quert die Fahrradwege kurz vor den Radfahrern. Oder, sie geht plötzlich nicht mehr weiter (vielleicht aufgrund einer Reviergrenze oder so), setzt sich hin und miaut richtig laut und mitleidserregend, wenn wir weiter gehen, so dass Passanten stehen bleiben und fragen, was denn bloß mit der armen Katze los ist und natürlich versuchen sie zu streicheln oder ihr zu helfen. 

So schön diese Freundschaft auch ist und so sehr ich sie gut heiße- auch ich habe meine Grenzen 😊 Daher haben wir uns angewöhnt nun immer erst ein Stück mit dem Auto oder Fahrrad zu fahren, bevor wir Gassi gehen und die beiden sollen den Garten zum spielen nutzen 😉